Geschichte unserer Gemeinde

Auf dieser Seite erfahren Sie viel Interessantes über die Geschichte der Gemeinde, die sorbische Kultur und über den Bau unserer Kirche mit den unverkennbaren Doppeltürmen.

Sorbische Kultur in Göda

Von dem Ort Göda aus wurde die sorbische (wendische) Bevölkerung in den Dörfern der Oberlausitz mit dem christlichen Glauben vertraut gemacht. Noch bis in die 50er Jahre unseres Jahrhunderts waren in dieser Gegend die sorbisch sprechenden Menschen in der Überzahl. Erst durch die Auswirkungen der Umwälzung des Krieges 1939-1945 (Flüchtlinge aus dem Osten) hat sich die deutsche Sprache allgemein durchgesetzt. Heute ist die Bevölkerung der Sorben in den vorwiegend evangelischen Dörfern der Kirchgemeinde fast ganz verdrängt. In den nordwestlich angrenzenden Dörfern der Kirchgemeinde (Richtung Kamenz) wird die sorbische Kultur besonders in den katholisch geprägten Gemeinden gepflegt (Storcha, Crostwitz).

Seit einigen Jahren gibt es aber verstärkt Bemühungen, die sorbische Kultur mehr in das Gemeindeleben zu integrieren. Besonders unser Pfarrer Christoph Rummel, der seit 2020 als Sorbischer Superintendent tätig ist, setzt sich hierfür ein.

Nebenstehend sieht man Jaroměr Hendrich Imiš (Friedrich Heinrich Immisch), der von 1859 bis 1897 Pfarrer der Gödaer Gemeinde war und diese maßgeblich prägte. So initiierte er unter anderem den Bau der charakteristischen Doppeltürme unserer Kirche.

Chronik der Gödaer Kirche

Vor 1000 n.Chr.

In Göda gab es Burgwarte, die das Land bewachten. Davon zeugen noch heute die "Schanzen" um Göda. Das sind Befestigungswälle, in denen die Bevölkerung während der Belagerung Zuflucht fanden.

1006

Besitztum der Meißner Bischöfe

nach 1010

Kapellenbau im heutigen Chorraum.

1076

Bau der ersten Kirche unter Bischof Benno vom Meißen. Erhalten sind aus romanischer Zeit der Unterbau des Turmes mit Fenster auf der Turmvorderseite und der Taufstein, aus gotischer Zeit das lebensgroße Kruzifix von etwa 1490.

1505-1517

Bau der jetzigen Kirche (Spätgotik) unter Bischof Johannes von Saalhausen mit vier Altären und sechs Glocken. Der Baumeister war Wolff Hrabisch. Sein Name steht neben dem Schlußstein im Kirchenschiff und man findet sein Steinmetzzeichen auch auf blauem Untergrund an der Schlußsteinseite sowie mehrmals in der Kirche: an der Kanzel von 1514, am Weihwasserbecken (Lavabo) aus dieser Zeit und an den Säulen. Pfarrer dieser Zeit war Johannes von Gabelenz, seinen Namen finden Sie an der Kanzel mit dem Wappen (Gabeln!), das auch im Schlußstein des Chorraumes verewigt wurde. Aus jener Zeit sind der Altar aus Stein von 1512 mit Weihekreuzen und Loch in der Platte (früher mit Weihe-Reliquie, einem Finger des Hl. Leonard), die Deckenmalerei (spätgotisch im Chorraum - Frührenaissance im Kirchenschiff) und die Sonnenuhr von 1515 an der Süd-Außenseite der Kirche erhalten.

1559

Der erste evangelische Pfarrer in Göda wird Jakob Finkler, sein katholischer Vorgänger Johann Themler ging nach Crostwitz.

vor 1580

Die erste Schule der Oberlausitz (mit 24 Schülern) für den Vorbereitungsunterricht der Sorben (Wenden) auf Pfarrerdienste wird eröffnet. Später gab es eine Schule in der Scheune neben der Kirche von 1734, diese ist heute in schlechtem Zustand.

1580-1590

Das Kircheninnere wird durch ein Feuer am 13. Januar 1580 vernichtet, die Glocken verschmolzen. Es folgte der Wiederaufbau, wobei Fenster des Turmes (bis auf eines) zugesetzt und der Anbau am Turm für die Totenhalle mit darüberliegender Friedenskapelle hinzukamen. Zwei neue Glocken wurden gegossen. Die Große mit 1,5 Tonnen Gewicht trägt die Inschrift: "Mein Klang dich ruft zum Kirchengang; merk's Wort Gott(es), dank, sing Lobgesang". Die Mittlere wurde im letzten Krieg eingeschmolzen und 1950 neu gegossen.

1680

Ein Blitz schlug in den Turm ein.

1702-1714

Das Kircheninnere wird in barocker Ausstattung erneuert.

1832

Der Turm wurde erneuert, wobei eine weitere Glocke und eine Uhr hinzukamen.

1862

Das hohe Schindeldach wurde in seine heutige Form gebracht.

1862

1892

Das Innere der Kirche wurde mit Emporen im neugotischen Stil ausgestattet. Außerdem wurden die beiden Türme (60 Meter hoch) aufgesetzt und eine Orgel auf der Turmempore eingebaut.  Die Baumaßnahmen fanden unter dem bekannten Pfarrer Dr. Friedrich Heinrich Immisch (sein Grab befindet sich bei der Ostseite der Kirche) statt und kosteten 140 000 Goldmark.

Der neogotische Innenraum unserer Kirche nach 1892

1964-1972

Sanierung (und Vereinfachung) der Türme, nun mit Kupferdeckung, Neugestaltung der Uhren-Zifferblätter, Außenrenovierung

1976-1981

Innenraum Neugestaltung:

  • Entfernung der neugotischen Ausstattung und Freilegung der Deckenmalereien unter vier Farbschichten
  • Holzfußboden (gewonnen aus dem Holz der abgerissenen Emporen)
  • Erneuerung des Taufsteines
  • Erneuerung des Kruzifixus
  • Erneuerung der neugotischen Predella: "Das Hl.Abendmahl" und Umversetzung im Raum unter Leitung des Bildhauers Friedrich Press aus Dresden (1904-1991)

1988

Die neue Orgel von der Firma "Eule" aus Bautzen mit der Prospekt-Gestaltung von Friedrich Press wird geweiht. Auf dem ausschwenkenden Flügel des Prospektes (in Form eines Schiffes) stehen die singenden Apostel Paulus und Silas im Gefängnis (ein Gefängnisfenster ist in der Hitte der Orgel angedeutet)

1993

Grabplatten der Pirnaer Bildhauerschule von Gutsherren aus dem 16./17. Jahrhundert wurden im Vorraum der Kirche ausgestellt - sie stammen aus den (heute nicht mehr zugänglichen) Grüften der Kirche. Es sind die Denkmäler von Hargaretha v. Zaschnitz geb. v. Spiegel (+ 1602 mit 72 Jahren), Hartin Luther getauft und getraut, ein achteckiger Stein des Christoph Adolf v. Haugwitz (+ 1688), von Heinrich v. Schönberg auf Bolbritz (+ 1611), von
Joachim v. Bolbritz auf Seitschen ("der Kahlkopf") (+ 1587 mit 64 Jahren) und ein Denkmal des Heinrich v. Bünau auf Nedaschütz (+1605 mit 63 Jahren).

2009-2010

Die Fassade der Kirche wird renoviert.

2020

Der untere Teil der Innenfassade wird ausgebessert und die Heizungen unter den Bänken werden ausgetauscht.

Friedrich Press in Göda

Unsere Kirche erhielt im Rahmen der Sanierung ab 1976 einen „zweiten Stil“ durch Friedrich Press unter dem Thema „Mission“. Dieses Thema ergab sich folgerichtig aus der Geschichte der Kirche und des Ortes. Die rein technischen Details (Gestühl, Türen, Treppen) entwarf für den Bildhauer Press der Architekt Heek aus Halle.
 
Die Werke von Friedrich Press sind (alle aus erstmals farbigem Holz):
 
  • Stele des Auferstandenen, zum Himmel fahrenden Christus in V-Form (lat. Victoria = „Sieg“ über den Tod) als Mittelpunkt des Chorraumes; auf IHN blickt die Gemeinde in Gottesdienst
  • 11 Apostelfiguren auf Holzpodesten in Gruppen oder einzeln, sie gruppieren sich um die Mitte – Jesus Christus – dort kann man auch als Gemeinde zu Andachten sitzen (als Jünger-Nachfolger)
  • der Altar stellt Pfingsten dar (= Gemeindegründung) und steht auf einer Insel, die in das Gemeindeschiff hineinragt – er hat 12 Beine und 12 Pfingstflammen (= Zeichen für den Hl.Geist) nach der Apostelzahl und der 12-Stämme-Zahl Israels, er ist gestaltet in Form eines antiken Tempels, die Gemeinde sitzt um den Altar mit Jesus Christus, dem Gekreuzigten
  • Schalldeckel der Kanzel in Form einer Taube (= Zeichen des Friedens durch den Hl. Geist)
  • Madonna mit Kind in einem aus katholischer Zeit stammenden Sakramentshäuschen
  • Innentürgestaltung an der Südseite
  • Prospekt-Gestaltung der Eule-Orgel
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